VBEW-Positionen zur Photovoltaik
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1. Photovoltaik ist eine heimische Energiequelle
Die Photovoltaik (PV) ist mittlerweile ein unverzichtbarer Teil des bayerischen Stromerzeugungsmix mit großem Wachstumspotential in der Energiewende. Sie ist in allen Regionen Bayerns verfügbar und deckt rein rechnerisch bereits etwa 14 % des bayerischen Stromverbrauchs.
Die PV genießt in Bayern eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung. PV-Anlagen sind in der Größe modular - von einigen wenigen Watt bis vielen Megawatt - gestaltbar. Es sind mit der Errichtung und dem Betrieb kaum Auswirkungen auf die Umwelt verbunden. PV-Anlagen lassen sich aufgrund ihrer geringen Bauhöhe regelmäßig sehr gut in das Landschaftsbild integrieren.
Ein weiterer Vorteil der PV liegt in der relativ hohen Stromerzeugung pro Flächeneinheit bei Sonnenschein über die Mittagszeit, wenn regelmäßig eine Lastspitze zu decken ist. Sie ist gut geeignet für die Sektorenkopplung von Strom mit der Mobilität (Elektroautos laden) und Wärmepumpenlösungen (Heizen mit Umweltwärme) sowie bedingt auch für Strom zur direkten Wärmeerzeugung (Power to Heat-Anwendungen).
Durch die erfreuliche Kostenentwicklung in den letzten Jahren gehört die PV inzwischen zu den günstigen Möglichkeiten, Strom aus erneuerbaren Energien zu erzeugen. Eine gesonderte finanzielle Förderung von neu errichteten PV-Anlagen auf Freiflächen ist unter heutigen Rahmenbedingungen zunehmend nicht mehr notwendig. Auch Photovoltaik auf Dächern wird perspektivisch ohne Förderung auskommen können.
Es gibt noch viele ungenutzte Flächen für PV-Anlagen, z. B. auf Dachflächen oder an Gebäudefassaden. Der Flächenbedarf für PV-Freiflächenanlagen ist im Verhältnis zu den jährlich in Bayern derzeit neu benötigten Siedlungs- und Verkehrsflächen in einem vertretbaren Rahmen.
Bayern verfügt über relativ viele Sonnenstunden. Die PV ist daher für unser Bundesland eine wichtige Säule beim Ausbau der heimischen Energiegewinnung aus erneuerbaren Energien.
2. Photovoltaik ist ein volatiler erneuerbarer Energieträger
Photovoltaik liefert dann Strom in größerem Umfang, wenn die Sonne auf die Module scheint. Im Sommerhalbjahr liefern PV-Anlagen um den Faktor 5 - 10 mehr Strom als im Winterhalbjahr.
Im Jahres- und Tagesmittel ist die PV ein natürlicher Partner der Windenergie. Bei bewölktem Wetter weht oftmals viel Wind, bei sonnigem Wetter herrscht eher Windstille. Im Winterhalbjahr spielt die Windenergie ihre Vorteile aus, wenn PV-Anlagen naturgemäß weniger zur Stromerzeugung beitragen.
Der Stromversorgungsbeitrag der Photovoltaik ist einige Tage im Voraus relativ gut prognostizierbar. Durch einfaches Steuern und Abschalten von PV-Anlagen sowie durch die Einbindung von Speichersystemen und Power to X-Anlagen ist die Energiegewinnung aus Photovoltaik sehr gut regelbar. Die immer kostengünstiger werdenden Speichersysteme reduzieren die Volatilität der Einspeisung, ersetzen aber eine bedarfsgerechte Stromerzeugung aus erneuerbaren Energie, wie z. B. der Wasserkraft, nicht.
3. Photovoltaik bedeutet Umweltschutz
Der Betrieb von PV-Anlagen verursacht keine CO2-Emissionen, keine Schadstoffe und gefährdet in keiner Weise das Leben von Tieren. Die Photovoltaik gehört damit zu den umweltfreundlichsten Energieformen in Bayern.
Bei Gebäudeanlagen erfolgt kein Flächenverbrauch, es ist noch ein großes Potenzial an Dachflächen vorhanden. Dachflächen stehen insbesondere im städtischen und dörflichen Raum zur Verfügung, der mit Photovoltaik einfach zum Bestandteil der Energiewende vor Ort werden kann. Die Photovoltaik hat im Vergleich zur Biomasse einen sehr hohen Energieertrag pro Flächeneinheit, so dass auch Freiflächenanlagen ihre Berechtigung finden. In Kombination mit einer extensiven Flächenbewirtschaftung kann durch diese Anlagen auch ein aktiver Beitrag zum Artenschutz geleistet werden.
Bei der energieintensiven Herstellung der PV-Zellen wird regelmäßig CO2 verursacht, das genaue Ausmaß hängt von der Art der Zellen, vom Hersteller und vom vor Ort verwendeten Energiemix ab. Insgesamt haben sich die Produktionsmethoden und somit die Energierücklaufzeiten, bis zu denen sich eine PV-Anlage energetisch amortisiert hat, in den letzten Jahren deutlich verbessert. Umfangreiche Studien und sinkende PV-Zellenpreise belegen das.
Da PV-Anlagen über keine beweglichen Teile verfügen, liegt kein Verschleiß vor und es sind keine Schmierstoffe zu deren Betrieb notwendig. Ebenso finden keine umweltproblematischen Betriebsstoffe Verwendung.
In der Regel ist ein nahezu vollständiges Recycling der PV-Module möglich. PV-Module sind zudem sehr langlebig, ihre Lebensdauer liegt meist deutlich über der 20-jährigen Förderdauer nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz und können danach sehr nachhaltig weiter zur Stromerzeugung genutzt werden.
4. Photovoltaik erfordert Investitionssicherheit
Die Investitionskosten einer PV-Anlage sind erheblich und fallen im Wesentlichen vor deren Inbetriebnahme an. Der Anlagenbetreiber ist daher darauf angewiesen, dass sich seine Investition über viele Jahre mit stabilen Rahmenbedingungen refinanzieren lässt.
Bayern verfügt über eine Vielzahl von Installationsbetrieben für PV-Dachanlagen. Diese sind hochspezialisiert. Die Konsolidierung beim PV-Zubau der letzten Jahre hat aber auch zu einem Rückgang von Installateuren geführt, die heute für die Errichtung neuer Anlagen fehlen. Der Fachkräftemangel verschärft die Situation.
Freiflächenanlagen binden in der Regel besonders hohe Investitionssummen und werden meist nur von größeren Unternehmen (Investoren) realisiert. Schon im Vorfeld ist eine umfangreiche und viel Zeit in Anspruch nehmende Projektplanung erforderlich und bedarf zahlreicher Spezialisten, von Ingenieuren bis hin zu Juristen. Eine verlässliche Politik ist gefragt, um Rechtsicherheit für die Investitionen in der Energiewende zu schaffen.
5. Photovoltaik braucht ein faires Steuer-, Abgaben- und Netzentgeltsystem
Deutschland hat mit die höchsten Strompreise in Europa. Um die Akzeptanz der Bevölkerung für die Energiewende nicht zu gefährden, müssen die Steuern, Abgaben und Umlagen auf Strom für alle Kundengruppen deutlich gesenkt und neu geordnet werden. Besonders Haushaltsstromkunden ohne Eigenstromerzeugung zahlen für ihren Strombezug aus dem Netz einen übermäßig hohen Anteil der Kosten der Energiewende ohne von deren Förderung unmittelbar zu profitieren. Dies führt zur Entsolidarisierung unter den Stromkunden und zu sozialen Problemen.
Die Eigenversorgung mittels PV ist hingegen weitgehend von Steuern, Abgaben, Umlagen und Netzentgelten befreit, profitiert aber von der zuverlässigen allgemeinen Versorgung aus dem Netz, wenn die Eigenversorgung ausfällt oder nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung steht. Die Eigenversorger müssen daher in angemessener Weise und möglichst unbürokratisch an den Kosten der öffentlichen Energieversorgung und der Energiewende beteiligt werden.
6. Flächenkulisse für Photovoltaikanlagen erweitern
PV-Freiflächenanlagen haben im Unterschied zur flächenintensiveren Energiegewinnung aus Biomasse (insbesondere Biogas) erhebliche Flächenrestriktionen.
Die Erweiterung der Flächenkulisse durch die Bayerische Staatsregierung auf landwirtschaftlich benachteiligten Flächen von vormals 30 Anlagen auf 70 Anlagen pro Jahr ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung für mehr Flächeneffizienz bei der Energiegewinnung aus erneuerbaren Energien. Bayern sollte seine Spitzenstellung bei der Freiflächen-PV weiter ausbauen. Begrüßenswert wäre in diesem Zusammenhang auch eine Ausweitung der Flächenkulisse auf landwirtschaftlich benachteiligten Flächen für kleinere PV-Freiflächenanlagen unter 750 kWp. Der im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) enthaltene 52 GW-Deckel muss entfallen und mit weiteren Maßnahmen zur besseren Markt- und Systemintegration von Strom aus PV-Anlagen flankiert werden.
Der dafür ggf. zu leistende Netzausbau kann durch netzdienliche Speicherung der Einspeisespitzen vor Ort signifikant reduziert werden.
7. Photovoltaikanlagen werden durch Speicher zum System
PV-Anlagen können nur dann zu einer zuverlässigen Stromversorgung beitragen, wenn der Strom zwischengespeichert werden kann. Hierfür eignen sich auch „Second-Life-Batterien“ aus dem Elektromobilitätssektor.
Die Elektromobilität wird zukünftig einen bedeutenden Stromverbraucher darstellen. Es bietet sich daher an, Elektroautos unmittelbar als Speicher für PV-Strom zu nutzen.
Speicher für PV-Anlagen können zur Netzentlastung bei Einspeisespitzen beitragen.
8. Akzeptanz für Photovoltaik erhalten
PV-Anlagen stoßen durchweg auf eine sehr positive Resonanz in der Bevölkerung. Gerade Dachanlagen können sich harmonisch in die Bebauung integrieren.
Große Freiflächenanlagen werden von Teilen der Bevölkerung kritischer gesehen. Daher muss noch mehr Aufklärung darüber stattfinden, dass die Energiewende ohne eine signifikante Flächeninanspruchnahme in Bayern nicht zu haben sein wird.
Insbesondere bei Kommunen mit hohem technischen Flächenpotential ist für die weitere PV-Flächenausweisung zu werben. Dabei sind die positiven umweltfachlichen Aspekte von PV-Anlagen noch stärker in den Vordergrund zu stellen.
Unternehmen, Organisationen und Bürger können diskriminierungsfrei an der Stromerzeugung aus Photovoltaik teilhaben. Dies wirkt akzeptanzsteigernd für die Energiewende.
Problematisch für die Akzeptanz der PV ist das soziale Ungleichgewicht durch die derzeit sehr hohe EEG-Umlage für den Strombezug aus dem Netz. Stromkunden ohne PV-Anlage bezahlen die Förderung der PV-Anlagenbetreiber. Durch die massive Steuer-, Abgaben- und Netzentgeltprivilegierung für PV-Eigenversorger verstärkt sich die Entsolidarisierung unter den Stromverbrauchern.
Daher müssen auch PV-Anlagenbetreiber die Kosten der Energiewende - wie die EEG-Umlage - angemessen und möglichst unbürokratisch mittragen.
Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e.V. - VBEW
Stand: 16.08.2019, Az 182